Also ich habe ein kleines Suchtproblem mit Paris. Meine Selbstkontrolle ist auch nicht mehr der Rede wert. Die letzten beiden Male war das so: Am Freitag habe ich zu Hause gearbeitet, weil sie in unserem Stockwerk auf der Uni den Boden neu verlegt haben, und niemand in die Büros konnte. Dass sie uns das im voraus gesagt haben war nett – am Montag haben sie es bei ein paar Kollegen nicht gemacht, die sind dann, als sie am Nachmittag aus ihren Zimmern rauswollten, vor einer riesigen nassen Klebstofffläche gestanden – Linoleum. Ich war auch nicht sehr traurig, weil sie eben das Institut umbauen, und ich die letzten Wochen meine Tage damit beginne, ersteinmal eine Schicht Verputz und Staub von meinem Tisch zu wischen, und es ständig zwischen den Zähnen knirscht, wenn man redet.
… egal: am Freitag in der Früh hab ich mir also gedacht, ich gehe schnell Frühstücken, dann kauf ich mir ein Buch, und dann fahr ich nach Hause, und arbeite. Ich bin zum Parque Luxembourg gefahren, ins Buchgeschäft, dann … war die Seine so nahe, und ich habe überlegt, dass es eigentlich wieder einmal gut waere die Seine zu sehen – Irina und ich waren zwei Tage davor dort – und bin hin spaziert, und drüber spaziert, und dann war vor mir der der Bvd. Sebastobol, ein Teather und zwei riesige Cafés, und ich bin weitergegangen, weil ich ja schon ziemlich nahe bei einem Stadtteil war, den ich mir jetzt schon länger einmal anschauen wollte, weil ich im Juni, wie wir den Film gedreht haben (mit Mélanie, wieder eine andere Geschichte), einmal zufällig durchgekommen bin, und es dort zeimlich gemütlich war. Ich bin also weiterspaziert, durch eine ziemlich spelunkenmäßige Gegend, direkt im Norden von Les Halles, die dann aber zu einem wirklich ruhigen, aber bunten Stadtteil wird, und es war einwandfrei. Zu Hause war ich um 5h.
… heute hab ich wieder zu Hause gearbeitet, weil sie den Strom auf der Uni abgeschalten haben, und wir am Nachmittag MRI Aufnamen machen, und ich deswegen sowieso bald ins Krankenhaus muss. Ich hab ein Notizbuch gebraucht, und bin nach dem Frühstück wieder – schnell – zu Luxembourg gefahren, ins Buchgeschäft. Da muss man sagen, dass ich Städte im Vormittag, wenn alle arbeiten, und Lieferungen kommen, und man nur einmal für eine ganz schnelle Pause ins Café geht, sehr gerne mag, auch in Wien. Ich hab aber dem Drängen danach, wieder kurz zur Seine zu schauen, widerstanden, und bin zur Station Luxembourg zurückgegangen, dort aber nicht nach links in die Station, sondern nach rechts in den Park abgebogen, zu dem Café unter den Bäumen mit dem grummeligen Kellner, der den Kaffee jedesmal ausschüttet, wenn er ihn bringt, ja und da sitz ich jetzt gerade.
Ich kann nichts dagegen tun, wenn ich in der Stadt bin, geh ich einfach weiter, und fahre nicht wieder zurück. In der Früh hab ich in der RER Station die Wahl ob ich stadtauswärts zur Uni, oder in die Stadt fahre. Bis jetzt bin ich immer zur Uni gefahren, aber wenn das so weitergeht …